Mittwoch, 11. März 2009

End Games


Bei dicken Büchern–und wer gerne liest, liebt dicke Bücher, solange die Handgelenke beim Lesen nicht abbrechen–lese ich gegen Ende gern ein wenig langsamer, damit das Lesefutter noch ein wenig hält. Besser dran ist man bei Autoren, die eine ganze Romanreihe vorlegen. Aber auch die längste Reihe hat ein Ende, wenn der Autor genug von seinem Helden hat und ihn sterben lässt oder wenn er, wie in diesem Fall, durch sein eigenes Ableben bedingt, die Feder endgültig aus der Hand legt. Es geht um End Games, den unwiederruflich letzten Roman der 11-teiligen Reihe um den italienischen Kommisssar Aurelio Zen von Michael Dibdin (1947–2007), der posthum erschienen ist.
Aurelio Zen ist mir im Lauf der Jahre so richtig ans Herz gewachsen, wenn er sich quer durch Italien strafversetzen läßt, was er meist seiner Ehrlichkeit und seinem Gerechtigkeitssinn zu verdanken hat. Er ist einfach nicht korrumpierbar. Jeder Roman spielt in einer anderen italienischen Stadt oder Provinz und jedesmal macht das spezifische Lokalkolorit, bis hin zur mehr oder weniger genießbaren Küche, einen der Anreize zur Lektüre aus. Dibdin schreibt in 3–5 seitigen Kapiteln, die immer dazu verführen, noch eines zu lesen. Die Plots sind solide konstruiert und mit vielen feinen psychologischen Beobachtungen angereichert. Die Figuren sind glaubwürdig und lebensecht. Humor und Selbstironie durchziehen die Reihe, die gegen Ende (altersbedingt?) ein wenig melancholischer wird, aber weit entfernt ist von der Depri-Stimmung Aurelios nordischer Kollegen.
Sein letzter Fall spielt in Kalabrien, auf der Zehenspitze des italienischen Stiefels, wo er eine Krankheitsvertretung für den örtlichen Polizeichef übernimmt, der sich in den Fuß geschoßen hat. Ein Amerikaner, der für eine Filmgesellschaft arbeitet, die vor Ort einen Film über die Apokalypse drehen möchte, wird ermordet. Bei den Recherchen stellt sich heraus, dass seine Vorfahren hießige Großgrundbesitzer waren. Aber aus den Einheimischen ist einfach nichts herauszubekommen... Was hat die Suche nach dem verborgenen Schatz des Gotenkönigs Alarich mit dem geplanten Film zu tun? Eine buntschillernde Reihe von zwielichten Charakteren muss zur Lösung des Falles durchleuchtet werden.
Julian Barnes, ein anderer meiner Lieblingsautoren, schrieb dazu im Guardian: »One of Dibdin's very best. He knew Italy from toe to groin, and wrote better than most Booker shortlisters.«

1 Kommentar:

Kessi hat gesagt…

Klingt wirklich spannend... Wünsch Dir einen schönen Tag heute, liebe Grüße - Kessi