Sonntag, 29. März 2009

Leonard Cohen »Live in London«

Wer–wie ich–die letzte, letztjährige und vielleicht auch letzte Europa-Tournee von Leonard Cohen verpasst und nicht genügend Kleingeld hat, ihn sich jetzt in den USA anzuhören, wird sich über die Tatsache freuen, dass ein Mitschnitt des Londoner Konzerts auf Doppel-CD erscheint. Und noch mehr darüber, dass man sich die komplette Sache bei NPR anhören kann... Gänsehaut garantiert. Seine Stimme ist genauso gut gealtert, wie die von Bob Dylan oder Marianne Faithful.

Mokolé

Freitagabend war ich auf einem Konzert des Afrikachores Mokolé in der evangelischen Kirche in Walldorf. Und was soll ich sagen? Ich bin immer noch platt! Die Truppe singt einen glatt an die Wand. Ich hatte sie vor einiger Zeit schon einmal gehört, im goßen Saal der Musikschule, von der Empore aus. Aber diesmal saß ich in der ersten Reihe und es war umwerfend.
In der gut gefüllten Kirche gab es im ersten Teil afrikanische Spirituals und danach eine karibische Messe. Der Eintritt war frei und es wurde um Spenden für den südafrikanischen Partnerchor gebeten. Und die wurden dann–auf südafrikanische Art–tanzend in die Körbchen gelegt. Ein seltener & toller Anblick, eine ganze Kirche am Tanzen zu sehen!
Apropos tanzen–afrikanische Musik wird nicht nur gesungen, sondern gleichzeitig getanzt, ein Gesamtkunstwerk sozusagen. Zwischendurch wurde es der Chorleiterin Eva Buckman so warm, dass sie barfuß weitertanzte. Und nach dem Konzert war noch lange nicht Schluss–da wurde noch mehr als ein Stündchen weitergesungen und -getanzt, bevor man sich eine kleine Stärkung beim benachbarten Griechen gönnte. Ob's ein bisschen an Isoldes Cremant lag? Ich habe jedenfalls noch keinen Chor erlebt, der so viel Spaß an der Freude hatte und ich sehe mich schon die zahlenmäßig ein wenig im Rückstand befindliche Herrenriege unterstützen... Kurz & gut: ich war´s begeistert!

Freitag, 27. März 2009

Water Management


Wasser wird eines der wichtigsten Themen des 21. Jahrhunderts sein. IBM hat sich einige kluge Gedanken dazu gemacht und auch einen IBM Global Innovation Outlook On Water Management verfasst. Kanada mit 778 l und die USA mit 616 l liegen im täglichem pro-Kopf-Verbrauch an der Spitze, wobei sich unsere 151 l geradezu bescheiden ausnehmen. Interessant auch das Konzept des virtuellen Wassers: wieviel Wasser wird zur Erzeugung einer bestimmten Sache benötigt? 10 l für ein Blatt Papier, 120 l für ein Glas Wein (schluck!), 140 l für eine Tasse Kaffee, 4800 l für 1 kg Schweinefleisch und 16600 l für ein Kilo Leder!

Donnerstag, 26. März 2009

TimeSpace


Auch die Washington Post experimentiert mit der Darstellung von Nachrichten, Fotos und Videos auf einer Weltkarte. Dieses Teil ist ein wenig interaktiver als z.B. MappedUp oder NewsGlobe, die ich hier schon vorgestellt hatte.

Mittwoch, 25. März 2009

Good Night Song: Mary Gauthier / I Drink

Ghost In The Machine

Ghost in the machine nennt iRI5 seine Musikerportraits aus alten Musikkassetten. Irgendwie wesentlich schmucker als die Kassettenleichen, die in Vor-CD-Wechsler-Zeiten an allen Ampeln die Umwelt verunstalteten.

Formel 1 2009

Auch wenn man kein Fan der Formel 1 ist, kann man die aufwändige Animation eigentlich nur bewundern. Good work!

Dienstag, 24. März 2009

Good Night Song: Holly Cole / Onion Girl

New Math

Auf Greg Demrauers New Math gibt es jeden Montag eine neue, tiefschürfende Formel wie z.B.:

oder:


oder:


Also ich hab's gleich in meinen GoogleReader aufgenommen...

Rotkäppchen

Ein Märchen der Gebrüder Grimm in Infografiken erzählt:



Slagsmålsklubben - Sponsored by destiny from Tomas Nilsson on Vimeo.

MS Office Labs 2019

So stellt sich Microsoft die Zukunft vor (Kommentare willkommen):

Montag, 23. März 2009

Please Say Something!

Eine schöne animierte love story von David O'Reilly:


Please Say Something - Full Length from David OReilly on Vimeo.

Die Erde aus der Luft


Viele beeindruckende Luftaufnahmen finden sich auf der Seite dream of life.

Sonntag, 22. März 2009

Datamoshing


Chairlift - "Evident Utensil" Music Video from Data Mosher on Vimeo.

Dieses Musikvideo verwendet Datamoshing, eine relativ neue Animationstechnik, welche Kompressions-Artifakte kreativ einsetzt. Hier ihre erster Verwendung von einem ihrer Entwickler, David O'Reilly (2005):

Venetian Snares - Szamar Madar from David OReilly on Vimeo.

Bei COLOURlovers gibt es noch mehr Beispiele, die ihr euch anschauen könnt, bis auf das letzte, welches mit dem Thema nichts zu tun hat und das morgen auf diesem Kanal läuft, wenn ihr euch so lange zügeln könnt.

Samstag, 21. März 2009

The Big Takeover


Ein langer, sehr zorniger und gut recherchierter Artikel des amerikanischen Rolling Stone zur Finanzkrise, der sich durch deutliche Charakterisierung der Beteiligten auszeichnet, die Verflechtungen zwischen der Regierung und den Investmentbankern zeigt und The Big Takeover heißt. Ein Augenöffner.

Freitag, 20. März 2009

One Way Out


Diese Grafik von Serge Seidlitz (via début art) für ein neues Format von Discovery Channel schmückt z.B. die Rückseite der Printausgabe 17.02 von WIRED und ist doch mal wieder ein netter Rube Goldberg.

Long Division

© Marty (S)
...so heißt dieses Bild. Fotos wie diese findet man bei flickriver, wo man die neuesten oder als interessant getaggten flickr-Bilder erforschen kann und mehr.

Sonntag, 15. März 2009

Good Night Song: Ween / Buenas Tardes Amigo

Guilty Secrets


Zum
World Book Day 2009 veranstaltete Spread the Word eine Umfrage–The Guilty Secrets Survey, deren Ergebnisse jetzt vorliegen:

  • 65% der TeilnehmerInnen haben fälschlicherweise behauptet, ein bestimmtes Buch gelesen zu haben,
  • 41% gestehen, auf der letzten Seite eines Buches gespickt zu haben, wie es ausgeht und
  • 96% geben zu, noch spät wach geblieben zu sein, um ein Buch fertig zu lesen.
Und hier die Liste der ungelesenen Bücher:
  1. 1984 von George Orwell (42%)
  2. Krieg und Frieden von Leo Tolstoy (31%)
  3. Ulysses von James Joyce (25%)
  4. Die Bibel (24%)
  5. Madame Bovary von Gustave Flaubert (16%)
  6. Eine kurze Geschichte der Zeit von Stephen Hawking (15%)
  7. Mitternachtskinder von Salman Rushdie (14%)
  8. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust (9%)
  9. Ein amerikanischer Traum von Barack Obama (6%)
  10. Das egoistische Gen von Richard Dawkins (6%)
Also ich kenne davon 1, 3, 4, 5, 6 und 10. Mein Geheimtipp darunter ist Madame Bovary. Bei uns in Deutschland käme wohl eine andere Liste heraus–Geständnisse in Form von Kommentaren sind jederzeit willkommen.

Freitag, 13. März 2009

Duell Mensch-Affe IV

Das Thema taucht natürlich wunderbar für das Darwin-Jahr: nach einem Bericht von Yahoo können Affen planen und Waffenlager anlegen.
Dümmer stellt sich dagegen folgende Schildkröte an, hoffentlich ist das nicht ihre einzige Fortpflanzungsstrategie (ist das eigentlich schon NSFW?):



Apropos Schildkröte: da fällt mir doch noch ein toller Spruch ein, denn ich neulich ichweissnichtwo gelesen habe:

Eine Schildkröte, die etwas erreichen möchte, muss den Kopf herausstrecken.

Mittwoch, 11. März 2009

End Games


Bei dicken Büchern–und wer gerne liest, liebt dicke Bücher, solange die Handgelenke beim Lesen nicht abbrechen–lese ich gegen Ende gern ein wenig langsamer, damit das Lesefutter noch ein wenig hält. Besser dran ist man bei Autoren, die eine ganze Romanreihe vorlegen. Aber auch die längste Reihe hat ein Ende, wenn der Autor genug von seinem Helden hat und ihn sterben lässt oder wenn er, wie in diesem Fall, durch sein eigenes Ableben bedingt, die Feder endgültig aus der Hand legt. Es geht um End Games, den unwiederruflich letzten Roman der 11-teiligen Reihe um den italienischen Kommisssar Aurelio Zen von Michael Dibdin (1947–2007), der posthum erschienen ist.
Aurelio Zen ist mir im Lauf der Jahre so richtig ans Herz gewachsen, wenn er sich quer durch Italien strafversetzen läßt, was er meist seiner Ehrlichkeit und seinem Gerechtigkeitssinn zu verdanken hat. Er ist einfach nicht korrumpierbar. Jeder Roman spielt in einer anderen italienischen Stadt oder Provinz und jedesmal macht das spezifische Lokalkolorit, bis hin zur mehr oder weniger genießbaren Küche, einen der Anreize zur Lektüre aus. Dibdin schreibt in 3–5 seitigen Kapiteln, die immer dazu verführen, noch eines zu lesen. Die Plots sind solide konstruiert und mit vielen feinen psychologischen Beobachtungen angereichert. Die Figuren sind glaubwürdig und lebensecht. Humor und Selbstironie durchziehen die Reihe, die gegen Ende (altersbedingt?) ein wenig melancholischer wird, aber weit entfernt ist von der Depri-Stimmung Aurelios nordischer Kollegen.
Sein letzter Fall spielt in Kalabrien, auf der Zehenspitze des italienischen Stiefels, wo er eine Krankheitsvertretung für den örtlichen Polizeichef übernimmt, der sich in den Fuß geschoßen hat. Ein Amerikaner, der für eine Filmgesellschaft arbeitet, die vor Ort einen Film über die Apokalypse drehen möchte, wird ermordet. Bei den Recherchen stellt sich heraus, dass seine Vorfahren hießige Großgrundbesitzer waren. Aber aus den Einheimischen ist einfach nichts herauszubekommen... Was hat die Suche nach dem verborgenen Schatz des Gotenkönigs Alarich mit dem geplanten Film zu tun? Eine buntschillernde Reihe von zwielichten Charakteren muss zur Lösung des Falles durchleuchtet werden.
Julian Barnes, ein anderer meiner Lieblingsautoren, schrieb dazu im Guardian: »One of Dibdin's very best. He knew Italy from toe to groin, and wrote better than most Booker shortlisters.«

Sonntag, 8. März 2009

David Qualey im alten E-Werk

Gestern war David Qualey im Jugendzentrum Neckargemünd (im alten E-Werk) zu Gast und wer nicht dort war, ist selbst schuld. Zugegeben, es war eiskalt in dem alten Schuppen, aber nachdem sich David warmgespielt hatte, vergaß man das rasch. Zu jedem Song erzählte er eine kleine Story und obwohl ich schon auf fünf Konzerten von ihm war, kannte ich die meisten noch nicht. Alle in seiner typisch sympathischen und selbstironischen Art vorgetragen. Die Songlist war ein Querschnitt durch sein gesamtes Repertoire. Die wenigen Ausrutscher wurden am Ende auch noch aufgeklärt: er hatte sich den Daumennagel abgebrochen und hatte einen künstlichen Daumennagel als Ersatz.
Und hier ist er mit seiner wunderschönen Bach-Bearbeitung von »Jesu bleibet meine Freude«, das er natürlich auch gespielt hat:

Freitag, 6. März 2009

Dienstag, 3. März 2009

Das Wetter vor 15 Jahren

Wer Wolf Haas bisher noch nicht kennt, sollte sich erst einmal die besten deutschsprachigen (naja, ein bisschen österreichisches Deutsch kommt auch vor...) mehrfach verdient preisgekrönten und verfilmten Krimis der letzten Jahre zulegen, am besten alle sechs. Und sich dann von Das Wetter vor 15 Jahren total überraschen lassen. Oder doch wieder nicht, denn es ist ein echter Haas, kreativ und voller Einfälle in jedem Satz. Wer käme schon auf die Idee, einen Roman zu schreiben, der sich dann als mehrtägiges Interview einer Dame von der Literaturbeilage über den Roman mit dem Autor Wolf Haas entpuppt? Und Dialoge hat er drauf, der Wolferl! Und erledigt die tiefsinnigsten literaturtheoretischen Betrachtungen linker Hand mit einem Bonmot. Das ist Screwball vom Feinsten. Ich habe selten so viele Stellen in einem Roman markiert, um sie immer wieder genießen zu können. Und anstatt sie hier zu zitieren, überlasse ich euch die Entdeckung vieler, vieler Lieblingsstellen, was es mit dem Silbersternchen-Orgasmus, entrisch, dem Häusltschick, dem Spürterror, der Jodelarchitektur und der Fair-Frechheit-Linie auf sich hat. Das Brennersche »ding« hat auch einen Gastauftritt. Oder doch ein paar Zitate?
»Sympathisch ist ein Mensch, weil man nicht zu viel über ihn weiß.«
»Intensivstation ist allerdings wesentlich besser als lebendig begraben.«
»Temperaturabfall, als hätte das Leichenschauhaus Tag der offenen Tür.«
»Ja, das ist mein erstes Buch, in dem niemandem was amputiert wird«
Aber jetzt hör' ich auf, denn »sonst wär's ja kein Film!«

Sita Sings The Blues

...ist ein optisch-akustischer Leckerbissen! Ein animierter, collagierter Wirbel von Bildern zu 20er Jahre Jazz. Die alte Geschichte von Sita und Rama, vermischt mit der Trennung von ihrem Mann macht diesen one-woman-movie von Nina Paley mehr als sehenswert. Ein Artikel der New York Times beleuchtet die Hintergründe. Und auf dem Reel 13 Blog isser ganz zu sehen (nehmt euch das Stündchen)! Enjoy!

Sonntag, 1. März 2009

Good Night Song: Bert Jansch / Angie

Nonsense. First-Class Nonsense, Made In Britain.

...so dürfte eine Zeile von John Dickson Carrs Fünf tödliche Schachteln wohl im Original lauten. Ich hab's auf deutsch gelesen, Band 1034 von DuMonts Kriminal-Bibliothek. Die mag ich wegen der Nachworte, die immer ein wenig Hintergrundwissen zum jeweiligen Autor beisteuern. Im Laufe der Jahre ist hier schon eine Menge klassische Kriminalliteratur des Golden Age erschienen. Sehr verdienstvoll, das. Anders als die Titelgestaltung. Die ist immer so daneben, dass man nicht glauben mag, dass die Krimis bei DuMont verlegt werden.
Das Original erschien 1938 als
Death in Five Boxes in New York. John Dickson Carr (1906–1977) mag es geheimnisvoll und einer seiner Romane, The Three Coffins, gilt als bester Locked-Room-Krimi aller Zeiten.
Das Problem, das ich mit diesen Dingern habe, ist, dass die Konstruktion meist so hanebüchend ausfällt, dass dabei jegliche Plausibilität auf der Strecke bleibt. Da ist mir dann ein Autor wie Raymond Chandler lieber, der seine Plots eher schlampert behandelt, aber dafür umso dichteres Stimmungsgarn webt (und bei den neueren Autoren verzichte ich gerne auf den gefühlten tausendsten Serienmörder oder neurotischen Nordmann und bevorzuge entweder Ian Rankin oder Michael Dibdins
Aurelio Zen, der sich durch sämtliche italienischen Provinzen strafversetzen lässt).
Bei
Fünf Tödliche Schachteln sitzen vier Personen um einen Tisch, drei bewußtlos (Atropin-Vergiftung), der Gastgeber tot (mit einem Stockdegen erstochen). Wie kam das Atropin in die Drinks? Was sind das für seltsame Gegenstände in den Taschen der Bewußtlosen? Was soll das Ganze? Ganz gegen die klassischen Regeln kommt auch eine Liebesgeschichte vor, die mit einer Hochzeit endet (so viel Spoiler sei mir gestattet). Und der dicke Sir Henry Merrivale hat mal wieder alles im Griff, wenn er nicht gerade mit einem Obstkarren den Berg hinaufrennt...