Montag, 17. September 2012

Starlight Blues


von Antje Babendererde

I
Warum musste der junge Indianer Daniel Blueboy den Kältetod sterben?
Auch Jahre danach glaubt sein Bruder Robert nicht an einen tragischen Unfall. Nicht ganz uneigennützig erklärt sich der Privatdetektiv Adam Cameron bereit, den Fall Blueboy noch einmal aufzurollen.
Bei seinen Ermittlungen stößt er auf übellaunige Polizisten, kurzsichtige Pathologen und eine eisige Mauer des Schweigens. Und plötzlich befindet er sich selbst in größter Gefahr. Cameron will nur noch eines: zurück, aber dafür ist es längst zu spät...

Starlight Blues ist der erste Kriminalroman mit dem Detektiv Adam Cameron, von Antje Babendererde spannend erzählt nach einer wahren Begebenheit.


II
Soweit der Klappentext. Im Nachwort wird noch einmal betont, dass dem Roman “ein tatsächliches Geschehen zugrunde liegt.” Es braucht nicht den Kurs “Power Searching with Google”, um herauszufinden, welches. Die Zeile “Gewidmet Neil Stonechild 1973-1990” führt einen bald zu einem informativen Wikipedia-Eintrag und auch zu dem ausführlichen Bericht der Commission of Inquiry Into Matters Relating to the Death of Neil Stonechild. Wer sich den Spaß der Roman-Lektüre verderben will, liest sie vorher.

III
Antje Babenerde hat u.a. Jugendbücher zu Indianerthemen geschrieben, dies ist, wie erwähnt, ihr erster Krimi. Mit Indianern kennt sie sich aus.
Adam Cameron, ein Privatdetektiv in Seattle, erhält telefonisch von Robert, dem Bruder des Verstorbenen, Daniel Blueboy, den Auftrag, die genauen Umstände seines Todes, der schon zehn Jahre zurückliegt, in Erfahrung zu bringen und er macht sich auf den Weg nach Winnipeg. Robert plagen Schuldträume. Später stellt sich heraus, dass er ihm in seiner Todesnacht noch eine Flasche Wodka besorgt hatte. Daniel war aus einer Jugendhaftanstalt ausgebüchst und fünf Tage nach diesem letzten Kontakt wird er bei -28° weit ausserhalb der Stadt auf freiem Feld erfroren aufgefunden. Im Verlauf seiner Recherchen, die ihm die ganzen trüben Seiten des Lebens der kanadischen Indianer zeigt, ebenso ihre ständigen Konflikte mit der Polizei, erweisen sich ein schlampiger Pathologe und die wahre Identität einer Freundin des Toten als wichtige Mosaiksteine zur Lösung des Falles. Wenn Adam Cameron und der Leser erfahren, was hinter den sogenannten "Starlight Tours" steckt, haben wir den weitest möglichen Abstand zu jeder Indianerromantik erreicht.

IV
Der Roman ist spannend, die Milieus stimmig geschildert, wenn die Handlung läuft, klappert der Plot an keiner Stelle, aber ein klitzekleiner Einwand sei mir gestattet: Ein Krimi steht und fällt mit dem Ermittler und mit diesem sollte sich Antje Barbenerde noch einmal ein wenig beschäftigen, bevor sie ihn auf neue Fälle loslässt. Die “willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit”, die so wichtig ist, wird arg strapaziert. Was muss das für ein Superdetektiv sein, dass ein Klient aus dem 2500 km entfernten Winnipeg in Seattle ihn beauftragt? Ohne Aussicht auf Honorar, trotz seiner Flugangst, macht er sich auf den Weg, auf den vagen Verdacht hin, dass es sich bei den Blueboys um entfernte oder nähere Verwandschaft handelt, die seine Herkunft klären könnte, da er ein Adoptivkind mit unbekannten leiblichen Eltern ist. Seine Einstellung Frauen gegenüber, die er immer sofort als potentielle Sexualpartner betrachtet und dabei keiner Versuchung ausweichen kann, bringt ihn in die pikante Situation, eventuell mit seiner Schwester geschlafen zu haben. Hoffen wir, dass er für die Zukunft daraus lernt. Nicht, dass ich prüde wäre, aber ist ein Philip Marlowe denkbar, der jeder verführerischen Frau sofort in den Schoß fällt? Und im Gegensatz zu Marlowe ist er auch noch mit einer sehr netten Kleinfamilie gesegnet. Mit dieser Einstellung überdauert seine Ehe keinen zweiten Roman und auch für ihn dürfte es auf Dauer zu anstrengend werden. Hierfür gibt es einen kleinen Punktabzug. Fazit: 4 von 5 Sternen.


1 Kommentar:

Pappnasenpapa hat gesagt…

Mein zweites Buch von bdb ist auch unterwegs. Dank dir!