Freitag, 10. August 2012

Ja, bin ich denn blöd?


Als ich neulich mal wieder eine Packung Wasa Sesam-Knäckebrot —extremst nussig , unschlagbar z.B. mit lecker Emmentaler belegt —in die Knäckebrotfrischhaltebox umfüllte, widmete ich mich als zwanghafter Leser der Verpackung, bevor ich sie zielgerichtet dem Recycling zuführte und ziemlich versteckt auf dem Boden las ich da: »Anzahl der Scheiben: ca. 14«. Mein ruheloser Geist—oder zu viele Jahre auf einem mathematisch-naturwissenschaftlich ausgerichteten Gymnasium?—veranlassten mich natürlich sofort nachzuzählen. Und siehe da: es waren 15 Scheiben. Sogleich beschlich mich ein Glücksgefühl, das zwar an Intensität keinesfalls einem Lottogewinn gleichkam, aber da Glück ein selten Ding ist—immerhin!
Dieses währte aber nicht lange, denn dann übernahm wieder das Großhirn das Kommando und ich versuchte mir vorzustellen, nur 14 oder gar 13 Scheiben vorzufinden. Angesichts moderner industrieller Produktionsmethoden mit Präzisionswaagen unvorstellbar.  Schlussfolgerung: jeder Kunde, der sich die Mühe macht, das Kleingedruckte zu lesen, wird sich vorkommen wie Hans im Glück.
Hat ein solides, konkurrenzloses Produkt ein solches Spiel mit unseren Emotionen wirklich nötig? Der perverse Werbefuzzy, der sich das ausgedacht hat, möge vor Scham erröten, falls ihm das noch möglich ist und den Rest seiner Erdentage als Knäckebrotscheibenzähler in Schweden verbringen.
Vielleicht habe ich in letzter Zeit auch einfach zu viel über behavioral economics, also Verhaltensökonomik, gelesen, wie z.B. The 11 Ways That Consumers Are Hopeless at Math im Atlantic­—obige Anekdote scheint mir am ehesten Punkt 4 und 6 zu belegen­—­oder Kahnemanns Thinking, Fast and Slow—deutsch: Schnelles Denken, langsames Denken­—was ich hiermit als wirksames Mittel gegen mannigfache Denkfallen im Alltag empfehle.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke für die Info. Unschlagbar - wie immer. Isolde