Dienstag, 23. September 2008

Glück oder Unglück?

Ein alter Mann lebte mit seinem Sohn in einem Dorf. Er hatte nur ein Pferd. Eines Tages lief das Pferd fort. Alle Nachbarn kamen und bedauerten ihn wegen seines Unglücks. »Woher wisst ihr, dass es kein Glück ist?« Tage später kam das Pferd zurück mit einem Rudel Wildpferde. Die Nachbarn gratulierten ihm zu seinem Glück, aber er sagte: »Woher wisst ihr, dass es kein Unglück ist?« Am nächsten Tag wollte sein Sohn eines der Wildpferde zureiten. Das Pferd warf ihn ab und er brach ein Bein. Wieder kamen die Nachbarn, um ihn zu bedauern, aber der alte Mann sagte: »Man kann nie wissen – vielleicht war das ein Glück?« Ein Jahr später brach ein Krieg aus. Alle jungen Männer wurden eingezogen und viele starben. Der Sohn des Bauern aber wurde verschont, weil er immer noch hinkte. Was Glück zu sein scheint, kann Unglück sein und umgekehrt. (Von Li Zi, bearbeitet von Lin Yutang)

In der Kurzversion als chinesisches Sprichwort:
Sai Weng Shi Ma, Yan Zhi Fei Fu! (
Ein vorübergehender Verlust kann sich als Gewinn erweisen, woher weisst du, dass es kein Glück ist?).


Was gefällt mir so an dieser Geschichte? Diese typisch chinesische Ying-Yang-Einheit der Gegensätze? Dass man das Gute im Schlechten und das Schlechte im Guten suchen soll? Oder ist es die Gelassenheit des Bauern, der erst einmal abwartet, bevor er sich vorschnell freut oder ärgert? Ein Scheibchen davon täte vielen gut. Ich glaube, das ist ein gedeihlicher Anfang für dieses Blog.

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1 Kommentar:

marbas13 hat gesagt…

Spricht mir aus der Seele. Spätestens seit dem tragischen Ende meiner Beziehung mit Jutta damals. Wäre das nicht passiert, gäbe es keine BASTELS. Schön wär nur, wenn der Kreislauf bei einem "Glück" unterbrochen würde. Oder vielleicht auch gerade nicht...

Liebe Grüße,

Marco